Mein Praktikum bei der Stiftung Nafasi – die Ankunft, erste Eindrücke und spannende Pläne
Als ich die Möglichkeit bekam, mein Praktikum bei der Gemeinnützigen Stiftung Nafasi in Tansania zu machen, musste ich nicht lange überlegen. Durch meine Arbeit als Leiterin der UNICEF Hochschulgruppe Würzburg und mein Studium der Politikwissenschaften und Soziologie habe ich mir bereits viel theoretisches Wissen über Entwicklungszusammenarbeit angeeignet. Daher habe ich schon lange auf eine Möglichkeit gewartet, Theorie und Praxis zu verbinden. Nafasi leistet in Kahe wertvolle Arbeit – sowohl im Bildungsbereich für Kinder als auch in den umliegenden Dörfern. Diese Arbeit wollte ich nicht nur aus der Ferne beobachten, sondern selbst miterleben. Mir war es wichtig, die Menschen direkt vor Ort kennenzulernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, denen sie sich täglich stellen müssen. Dennoch war ich teilweise auch sehr nervös, da ich nicht wusste, was mich für so lange Zeit in Tansania erwarten würde!
Endlich in Tansania! Voller Spannung und Vorfreude lande ich in dem Land, dass für die nächsten 1,5 Monate mein Zuhause sein wird.
Wie habe ich mich vorbereitet?
Vor meiner Abreise habe ich viel Zeit in die Vorbereitung investiert. Zum einen habe ich mich mit der kulturellen und gesellschaftlichen Situation in Tansania auseinandergesetzt, um mit einem offenen und informierten Blick anzureisen. Zum anderen habe ich mit der App Duolingo begonnen, die Landessprache Swahili zu lernen – ein Schritt, der mir helfen soll, besser mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Natürlich habe ich auch einige Gespräche mit Emilia, Niklas und Jacqueline von der Stiftung geführt, um eine bessere Vorstellung von der Zeit hier zu bekommen. Das half mir sehr, meine Nervosität vor dem Ungewissen in den Griff zu bekommen!
Erste Eindrücke nach einer Woche in Kahe
Seit einer Woche bin ich nun in Kahe, und obwohl die Samali Primary School, die wir mit unserem Projekt unterstützen, wegen der Ferien noch bis zum 15. September geschlossen ist, habe ich bereits bewegende Eindrücke gesammelt.
Besonders nahe gingen mir die Familienbesuche, die wir durchgeführt haben – eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Familienbesuche stehen immer dann an, wenn eine neue Bildungspatenschaft übernommen wird. In den letzten Tagen haben sich drei Menschen gemeldet, die bereit sind, einem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen. Dank ihrer Unterstützung können wir nun drei weiteren Kindern eine Zukunftsperspektive bieten. Peter, unser Partner vor Ort, erfährt oft von den Dorfvorständen, welche Familien in besonderer Not sind. Er besucht diese Familien, um herauszufinden, wie es ihnen und vor allem den Kindern geht. Wenn er sieht, dass ein Kind dringend Hilfe braucht, spricht er mit den Dorfvorstehern und den Familien, um ihnen die Möglichkeit einer Bildungspatenschaft durch Nafasi zu erklären.
Die Lebensumstände, die ich bei diesen Besuchen gesehen habe, haben mich tief getroffen. Besonders schwer zu verkraften war es, zu hören, dass einige Kinder am Tag unseres Besuchs noch nichts zu essen bekommen hatten. Die Perspektivlosigkeit, in der viele dieser Familien leben, ist bedrückend. In ihren Erzählungen spiegelte sich eine Mischung aus Trauer und Hoffnungslosigkeit wider, die schwer zu ertragen war. Doch gerade in diesen Momenten wurde mir klar, wie essentiell unsere Arbeit hier ist. Der direkte Kontakt mit den Menschen und ihrer Realität macht das Ganze so greifbar. Ohne diese Begegnungen könnte ich die Herausforderungen und Bedürfnisse der Familien kaum verstehen.
Meine ersten Eindrücke in der Samali Primary School waren einfach herzerwärmend. Die Kinder sind unglaublich lieb, offen und neugierig. Es macht so viel Freude, mit ihnen zu sprechen und ihre Begeisterung für Neues zu erleben. Ihre Herzlichkeit und Unvoreingenommenheit sind regelrechter Balsam für die Seele. Diese Offenheit und Freude, die sie ausstrahlen, machen die Arbeit mit ihnen zu einem der schönsten Teile meines Aufenthaltes.
Wie geht es mir nach den ersten Tagen?
Die ersten Tage hier waren eine emotionale Achterbahnfahrt, aber sie haben mich auch mit einer tiefen Dankbarkeit erfüllt. Es war schwer mit anzusehen, wie hart der Alltag vieler Menschen ist – eine Realität, die mich oft sprachlos gemacht hat. Gleichzeitig fühle ich mich in meiner Entscheidung, hier zu sein, mehr als je zuvor bestätigt. Ich habe bereits einen wertvollen Einblick in die Bedeutung unserer Arbeit gewonnen und freue mich darauf, in den kommenden Wochen noch intensiver in die Projekte einzutauchen.
Was mich besonders berührt hat, ist die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte. Sie geben mir Kraft und motivieren mich, jeden Tag mein Bestes zu geben. Vor allem die Zeit, die ich mit Peter und Rose, unseren Partnern vor Ort und zugleich meiner Gastfamilie, verbringe, schenkt mir Hoffnung. Es ist unglaublich inspirierend zu sehen, mit welcher Hingabe und Leidenschaft sie daran arbeiten, das Leben der Familien hier zu verbessern. Ihre Entschlossenheit, etwas gegen die fehlenden Zukunftsperspektiven vieler Menschen zu tun, zeigt mir, wie viel wir gemeinsam erreichen können.
Meine Pläne für die kommenden Wochen in Kahe
Seit meiner Ankunft habe ich bereits konkrete Ideen entwickelt, die ich in den nächsten Wochen umsetzen möchte. Ein zentrales Projekt, das mir besonders am Herzen liegt, ist der Ausbau unserer Projektlinie Female Empowerment. Neben den bisherigen Maßnahmen – die sich auf die Herstellung und das Verteilen waschbarer Monatsbinden konzentrieren – überlegen wir, künftig auch Aufklärungsarbeit über die fruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus leisten. Diese Bildungsinitiative könnte langfristig einen großen Einfluss auf die Selbstbestimmung der Frauen in der Region haben.
Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Pilotprojekt Vertical Gardens. Mit diesem neuen Ansatz des Gemüseanbaus wollen wir den Familien in der Nachbarschaft ermöglichen, auch auf kleinem Raum ihre eigenen Nahrungsmittel anzubauen. Gerade für Familien, die nicht viel
Land besitzen, bietet der Vertical Garden eine gute Lösung zur Verbesserung der Ernährungs- und Existenzsicherung.
Parallel dazu möchte ich während meines Aufenthaltes Englisch-Nachhilfe für Schulkinder anbieten, die zusätzliche Unterstützung benötigen. Obwohl Englisch die Unterrichtssprache ist, haben einige Kinder Schwierigkeiten, die Sprache zu verstehen und zu sprechen. Da der Unterricht in der Secondary School komplett auf Englisch stattfindet, ist es wichtig, dass sie diese Fähigkeit rechtzeitig erlernen. Außerdem werde ich mich um die Social Media Updates kümmern, um den Fortschritt unserer Projekte – insbesondere den Bau der Secondary School – regelmäßig zu dokumentieren und mit unserer Unterstützer-Community zu teilen.
Ich freue mich auf die kommenden Wochen und bin gespannt, wie sich die Projekte entwickeln werden!